prosozial & positiv

Wir sind prosozial.

Wir setzen uns für eine faire und humane Gesellschaft ein. Entsprechend sehen wir den Umgang mit Konflikten und auch unser Training im Rahmen eines größeren Bildes. Wir wollen dazu beitragen Gewalt in der Gesellschaft dauerhaft zu senken. Wir nennen das „komplexe Gewaltprävention“. Entsprechend helfen wir unseren „Krav Magis“ zu erkennen, wann Gewalt angemessen erscheint und wann nicht. Wir ordnen Gewalthandeln in der Gesellschaft realistisch ein (da haben wir als Wissenschaftler*innen viele Daten). Bei uns lernst du dich zu verteidigen – wirst aber durch unser Training selbst weniger aggressiv. Klingt paradox – ist aber so.

Wir sind positiv.

Wir haben eine positive Einstellung zum Leben. Wir lachen viel und haben Spaß im Training. Das reduziert nachweißlich aggressives Verhalten und trägt damit auch zur Gewaltprävention bei. Probier es aus!

Graduierungen

Bei train2survive kannst du im Krav Maga verschiedene Graduierungen, sogenannte Levels, erreichen. Regelmäßig bieten wir Leveltestings, die entsprechenden Prüfungen, an. Diese sind anstrengend, machen aber auch Spaß und geben dir ein ehrliches Feedback über dein Krav Maga Niveau.

Jede*r kann mitmachen

Wir bei train2survive haben uns zum Ziel gesetzt, unsere Mitglieder konsequent im Krav Maga besser zu machen. Egal ob jung oder alt, männlich, weiblich oder eine andere Kategorie, körperlich eingeschränkt oder nicht – jede*r hat bei uns die Möglichkeit Krav Maga in seiner Gänze zu lernen, zu verstehen und sich Leveltestings zu stellen. Wir stellen unseren Mitgliedern sämtliche Inhalte zur Prüfungsvorbereitung zur Verfügung. Geheimwissen gibt es bei uns nicht.

Graduierungen: Die Levels bei train2survive

Bei train2survive gibt es 15 Levels, welche sich in 5 Practitioner Levels (P-Levels), 5 Graduate Levels (G-Levels) und 5 Expert Levels (E-Levels) aufteilt. Weitere Informationen zum Hintergrund dieser Staffelung und zur Bedeutung der einzelnen Levels gibt es hier.

Für jedes Levels gibt es ein Curriculum, welches am Leveltesting abgeprüft wird. Das Curriculum beinhaltet unterschiedliche Teile, darunter die Folgenden:

  • Technik / Taktik
  • Anwendung
  • Mindset: kontrollierte Aggression, Durchhalten
  • körperliche Fitness
  • Deeskalation / Gewaltprävention
  • Richtig trainieren: Repräsentativ – aber verletzungsfrei

Weitere Informationen zum Leveltesting

Hier haben wir euch weitere Informationen zum Leveltesting für euch zusammengestellt.

Evidenzbasiert, repräsentativ und sicher trainieren – Fortbildung beim Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten des Landes NRW

Im Auftrag der Polizei NRW waren Univ. Prof. Dr. Swen Körner (train2protect / Deutsche Sporthochschule Köln) und Prof. Dr. Dr. Mario Staller (tran2survive / Fachhochschule für Öffentliche Verwaltung NRW) als Referenten im Bildungszentrum in Selm. Den Mittelpunkt der zweitägigen Fortbildung für Einsatztrainer/innen bei der zentralen Ausbildungsstätte für Polizisten in NRW bildete das Konzept der evidenzbasierten „nichtlinearen Pädagogik,“ das Staller und Körner seit einigen Jahren in Kooperation mit der hessischen Polizei sowie der Bundespolizei entwickeln und fortlaufend evaluieren. Im Wechsel von theoretischen und praktischen Einheiten wurden zentrale Anforderungen eines nichtlinearen Einsatztrainings behandelt: Die Dynamik realer Einsätze kontextspezifisch zu erfassen und Problemlösungsprozesse weiterzuentwickeln. Die Fortbildung brachte interessante Impulse für weitere Begleitforschungen für ein evidenzbasiertes polizeiliches Einsatztraining. Ein Überblick zu laufenden Projekten und Publikationen der beiden Forscher, Trainer und Ausbilder findet sich hier:

Neue Einsichten in Nahkampfsituationen – und einige Empfehlungen für das Selbstverteidigungstraining

„Schildern Sie Ihre Erfahrungen von Einsatzsituationen, in denen Sie von Nahkampftechniken Gebrauch machen mussten!“

In einer kürzlich erschienenen Studie, welche an der US Military Academy in West Point durchgeführt wurde, taten 17 Soldaten genau das: Sie teilten Ihre persönlichen Erfahrungen in teils tödlichen Auseinandersetzungen (ohne Schusswaffe) einer Forschergruppe mit. Diese qualitative Studie ist die erste Ihrer Art und ermöglicht Trainern, welche sich mit dem Thema Selbstverteidigung und Nahkampf beschäftigen, einen Blick auf relevante Faktoren körperlicher Konfliktsituationen. Daraus lassen sich Schlussfolgerungen für den Trainingsprozess im Bereich der Selbstverteidigung ziehen.

Die Teilnehmergruppe bestand zum größten Teil aus Angehörigen von Spezialeinheiten (’special forces‘; siehe Tabelle 1).

 

Demograhpische Daten der Teilnehmer der Studie (N = 17) von Jensen et al. (2014,), S. 410

Die Forscher analysierten die Interviews, um neue Einsichten zu Optimierungsmöglichkeiten im Nahkampf- und Selbstverteidigungstraining zu erhalten. Die Ergebnisse zeigen, welche Aspekte wichtig sind, um Trainingsumgebungen repräsentativer (gefällt mir besser als „realitätsnäher“) zu gestalten.

Als Themen identfizierten die Forscher (siehe Tabelle 2):

  • die „unmittelbare Gefahr“: überrascht von einem Angriff, ohne Vorwarnung
  • den „Schalter umlegen“: Aggressiv von 0 auf 100
  • die „Schnelligkeit der Auseinandersetzung“: kaum begonnen, war es auch schon vorbei
  • die „Adrenalinausschüttung“: während der Auseinandersetzung „auf 180“, danach ausgelaugt

Benannte Tehmen der Teilnehmer in der Studie von Jensen et al. (2014), S. 412

 

Die Wissenschaftler empfehlen unbewusst abrufbare, problem-orientierte Bewältigungsstrategien und „Fighting Skills“ auszubilden, um den Belastungen und den Anforderungen in Nahkampfsituationen gerecht zu werden. Hierfür geben die Autoren folgende Hinweise:

  • Dem Teilnehmer sollte ermöglicht werden, (a) dass er unterschiedliche Reize erkennen und wahrnehmen kann und (b) angepasste (adaptive) Variationen von  Techniken in unterschiedlichsten Situationen ausführen darf.
  • Nahkampftraining sollte psychologische Aspekte wie die Kontrolle von Erregung (‚arousal managament‘) und die Kontrolle von Emotionen (‚controlling emitions‘) beeinhalten.
  • Simulationen oder Szenarientrainings im Bereich des Nahkampftrainings sollten kontext-spezifische Reize beeinhalten, wie sie auch im „Ernstfall“ anzutreffen sind (z.B. den Schutz einer dritten Person, zu erfüllende Aufträge im behördlichen oder militiärischen Bereich, etc.)

Die Ergebnisse der Studie zeigen auch, dass Selbstverteidigungstraining die nachfolgenden Aspekte berücksichtigen sollte:

  • Überraschungen trainieren: der Teilnehmer muss sich überraschen lassen, z.B. durch Übungsformen, in denen der Teilnehmer die Augen geschlossen hat und vom Angriff überrascht wird.
  • Den „Schalter umlegen“: der Teilnehmer muss lernen „den Schalter umzulegen“ und innerhalb weniger Millisekunden von „lieb“ zu „hoch aggressiv“ umzuschalten.
  • Angriffs- oder Verteidigungskombinationen (für gefährliche Angriffe) sollten schnell und hoch-aggressiv sein: „be fast & furios“

Alles in allem ermöglichen die Erkenntnisse von Jensen et al. (2014) das Selbstverteidigungstraining wieder ein wenig fundierter zu gestalten. Viel Spaß dabei!
Jensen, P. R., & Wrisberg, C. A. (2014). Performance under acute stress: A qualitative study of soldiers’ experiences of hand-to-hand combat. International Journal of Stress Management, 21(4), 406–423.

Alles für den Eimer! – Lerntheorien für das Selbstschutz-Training

Lerntheorien bilden die Grundlage für das eigenen Handeln als Trainer*. Jeder Trainer hat – bewusst oder unbewusst – ein gewisses Bild im Kopf, wie Lernen funktioniert. Entsprechend seiner Theorie, wird er seine pädagogischen Maßnahmen im Training gestalten und das Training danach ausrichten.

Die Psychologie des Lernens

Aktuell gibt es noch keine eindeutige Antwort auf die Frage: „Wie lernen Menschen“ (Wikeley & Bullock, 2006)? Dennoch ist möglich einige Schwächen bekannter Lerntheorien darzulegen und darauf aufbauend adäquate Alternativen zu präsentieren. Im Folgen verwende ich dafür die Karikatur von Karl Popper (1981) zweier lernpsychologischen Schulen. Diese sind die Assoziationspsychologie und der Konstruktivismus, welche Popper als die Eimer- und Scheinwerfertheorie („bucket“ und „searchlight“) des Lernens beschreibt.

Nach der Behältertheorie ist der Lerner eine leerer Behälter, welcher mit Informationen gefüllt werden muss. Information, die das Gehirn des Lerners erreichen, werden als Reiz-Reaktions-Verbindungen (R-R Verbindungen) im Gehirn gebildet.
Abb. 1: Der „Eimer“ – Informationen gelangen in den Eimer und formen R-R Verbindungen (Piggott, 2008)
So erhält eine Person öfters einen Angriffsreiz aus naher Distanz und versucht mit einem Stopptritt den Angreifer auf Abstand zu halten. Nach der Eimertheorie heißt das, je öfters die Person im Training Reiz und Reaktion (Wahrnehmen des Angriffsreizes und Stopptritt) erfolgreich verbindet, desto stärker werden die R-R Verbindungen ausgeprägt. Wir sagen: die Person hat etwas gelernt. Dies ist die übliche Sichtweise von Trainer auf das Lernen (Piggott, 2008).
Ähnliches können wir im nachfolgenden Clip aus der US-Sitcom Big Bang Theory beobachten. Sheldon „trainiert“ Penny mittels positiver Verstärkung (nach der Methode des operanten Konditionierens von B.F. Skinner).
Die Frage, die sich hier stellt ist die Folgende: Ist derartiges Lernen für das Bewältigen von Angriffsszenarien sinnvoll? Wie man im Clip von Sheldon und Lenny sehen kann, findet hier kein bewusstes Lernen – also unter aktiven Einsatz des eigenen Gehirns – statt. Das Lernen geschieht passiv. Wie ein Eimer, der befüllt wird.
In Bezug auf das Angriffszenario muss angemerkt werden, dass die angegriffene Person hier nicht einfach eine Information (Reiz) aus der Umwelt erhält, wie dies von der „Eimertheorie“ angenommen wird. Wenn das der Fall wäre, wüsste er nicht, welchen Fuß er besser zum Treten einsetzt oder ob er die Distanz noch mit einem Zwischenschritt ausgleichen muss. Nach Popper konstruieren wir eine „Spielwelt“ in unserem Gehirn, basierend auf den Erwartungen, die wir von der echten Welt um uns herum haben. Dies innere „Spielwelt“ hilft uns, dass wir unsere Aufmerksamkeit zielgerichtet lenken – und damit Erwartungen haben. Die Person wird hier als aktiver Lerner gesehen, welcher sich von seinen Erwartungen gelenkt wird, die wie ein Scheinwerferlicht die möglichen Lösungen für ein akutes Problem erleuchten.
Für unser Angriffsszenario heißt das, dass die Person beispielsweise seine Aufmerksamkeit auf die Hände des Gegenübers, die Distanz zu ihm und die Angriffsgeschwindigkeit richtet. Die Auswahl eines Stoppfußtrittes als Distanzmaßnahme  basiert auf der Erwartung, dass ein gut ausgeführter Stopptritt in der konkreten Situation (genügend Abstand zum Angreifer, stabiler Untergrund, etc.) zum Erfolg führen könnte. Dies  ist die provisorische Hypothese oder mögliche Lösung für das akute Problem, welche auf den eigenen Erwartungen basiert (welche wiederum aus früheren Erfahrungen generiert wird). Der Lerner kann nur herausfinden, ob es sich um die richtige Lösung handelt, in dem er es ausprobiert. Entsprechend sagt die „Scheinwerfertheorie“, dass Menschen kreative Wesen sind, welche durch das Ausprobieren von möglichen Lösungen (Hypothesen) erlernen, Problem in unserer Umgebung zu lösen (siehe Abb. 2: R = erfolgreiches Ergebnis; N = negatives Ergebnis).
Abb. 2: Der „Scheinwerfer“ – Ausprobieren verschiedener Verhaltensweisen, basierend auf Erwartungen oder Hypothesen (Piggott, 2008)

 

Indem wir falsche Hypothesen eliminieren und die erfolgreichen Verhaltensweisen beibehalten, lässt sich sagen: Wir lernen aus unseren Fehlern!

Was heißt das für Trainer in der Selbstverteidigung?

Ein Selbstverteidigungstrainer, welcher die „Eimertheorie“ als Grundlage seines Handelns hat und davon ausgeht, dass seine zu trainierenden Schüler leere Behälter sind, welche gefüllt werden müssen, wird sich vermutlich wie folgt verhalten:

Er wird vermutlich viel Reden, um so sein über Jahre angehäuftes Wissen und seine gemachten Erfahrungen weiterzugeben. Er wird vermutlich viele sich wiederholende Übungen durchführen lassen, da diese die effizienteste Art sind, um R-R Verbindungen zu stärken. Und wir können davon ausgehen, dass er einseitige (vom Trainer zum Lerner), verbessernde Information an die trainierenden Schüler weitergibt, um so den Lernern zu ermöglichen die relevanten (aus Sicht des Trainers) Informationsstücke miteineinander zu verbinden.
In der Trainerforschung im Leistungssportbereich ist seit längerem bekannt, dass dieser Ansatz grundsätzlich falsch ist, wenn es um die Generierung von kompetenter motorischer Leistung geht. Die „Scheinwerfertheorie“ erscheint (Wortspiel!) viel erfolgversprechender.
Der „Scheinwerfer“-geleitete Trainer wird annehmen, dass seine Lerner wie Scheinwerfer sind. Sie sind kreative Problemlöser, welche über die Fähigkeit verfügen aus ihren Fehlern zu lernen. Entsprechend wird das pädagogische Setting dieses Selbstverteidigungstrainers anders aussehen. Er wird seine Einheiten um Probleme gestalten – und die Lerner diese lösen lassen. Er wird Kreativität und neue Lösungen für Probleme fördern – also nicht zwingend die Lösungen, die ihm beigebracht wurden. Er wird den Lernern Raum und Zeit für Fehler lassen – solange die Fehler nicht wiederholt werden. Und er würde nicht annehmen, dass er die einzig richtige Lösung für ein Problem kennt. Denn: nach der „Scheinwerfertheorie“ ist eine Lösung immer provisorisch, niemals sicher.

* Selbstverständlich sind auch Trainerinnen gemeint.

Quellen

Piggot, D. (2008). The psychology of „managing mistakes“: some implications for coaches and managers. Development and Learning in Organisations, 22(2), 20-23.

Popper, K. R. (1981). Objective Knowledge: An Evolutionary Approach. Clerandon Press, Oxford.

Wikeley, F. & Bullok, K. (2006). Coaching as an educational relationship. In R. Jones (Ed.), The Sport Coach as Educator. Routledge, Abingdon.